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Collaborations

Collaboration

Matthew Cowan www.matthewcowan.net und Jana Müller Zusammenarbeit seit 2021.

Wiebke Elzel www.wiebke-elzel.de / Jana Müller Zusammenarbeit seit 2001.

Matthew Cowan and Jana Müller
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Background of the Background
Jana Müller, Jsna Müller, Jana Müller, Jana Müller
Ausstellung: Believing the Backdrop, Labor Ebertplatz, Köln, 2022
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Believing the Backdrop

Die jeweilige künstlerische Praxis von MATTHEW COWAN (NZ) und JANA MÜLLER (D) befasst sich mit der Rolle von Museen und Archiven bei der Darstellung von Identität und Geschichte. Ausgangspunkt für die gemeinsame Ausstellung der beiden Kunstschaffenden ist die künstlerische Recherche gemalter Hintergründe in Fotostudios des 19. Jahrhunderts in Europa und Neuseeland. Unter dem Arbeitstitel „Background of the Background“ entstehen seit 2021 Gemeinschaftsarbeiten, wie die in „Believing the Backdrop“ gezeigten Installationen und Fotografien. In dieser Ausstellung liegt der Fokus auf Neuseeland, denn Cowan und Müller verweisen auf die in Museen und Sammlungen zusammengetragenen Recherchematerialen früher, neuseeländischer Fotografie. So präsentiert sich „Believing the Backdrop“ auf subtile und spielerische Art in vielerlei Hinsicht als vielschichtige Ausstellung – konzeptuell und medial. Handbemalte Stoffe, die als Hintergründe für Fotoaufnahmen eingesetzt werden, hängen theatral im Raum, einer den anderen überlappend. Im Raum schwebend oder in die Installationen eingebettet sind gerahmte Fotografien, die Motive der hängenden Stoffe aufgreifen. Die Absurdität eines gemalten Hintergrunds für ein fotografisches Porträt wird evident, gleichzeitig wird an die Porträtmalerei der letzten Jahrhunderte erinnert. Auch dort wurde durch spezifisch ausgewählte Settings und Attribute ein klar definiertes Bild der Porträtierten vermittelt. So konnte durch die Art der Darstellung und die hinzugefügten Objekte Macht, Gelehrtheit, Frömmigkeit o. ä. übermittelt werden. Durch die medialen Schichtungen im Ausstellungsraum spiegelt sich eine große Zeitspanne der (Selbst-)darstellungen. Die gemalten Portraits wurden von den fotografischen abgelöst und heute sind digitale Abbilder allgegenwärtig. Die in den Fotografien von Jana Müller und Matthew Cowan verwendeten Stoffe sind in markantem Grün und Blau gehalten. Diese beiden Farben werden für die sogenannten „Blue Screen“ und „Green Screen“ in Film und Fernsehen verwendet. Diese Screens dienen als Platzhalter für Projektionen und jedwedes Bild kann darauf projiziert werden. Im Werk der beiden Kunstschaffenden steht dies metaphorisch für die Sehnsüchte und Wünsche und vor allem für die unendlichen Möglichkeiten an Hintergründen für eine inszenierte (Selbst-)darstellung. Die Fotografien wirken durch die Art ihrer Setzung im Raum ebenfalls wie Screens. Erst beim zweiten Blick erkennt man, dass hier keine Projektion, sondern eine Fotografie zu sehen ist. Gleichzeitig verbinden sich die fotografischen Motive mit den gemalten, sodass Fotografie und Malerei verschwimmen, ebenso wie Realität und Fiktion – genau wie in der heutigen (Bilder-)welt, in der man Authentizität nicht mehr eindeutig identifizieren kann. Der Wunsch nach Selbstoptimierung, die sich einfacher als am physischen Selbst im Bild verwirklich lässt, wird auch durch Film und Werbung mit perfekten Körpern beeinflusst. Müller und Cowan machen daher auch die dem Ausstellungsraum gegenüberliegende Plakatwand zum Teil der Show. Das Motiv präsentiert Recherchematerial, aber auch einen Menschen als Bild im Bild im Bild. Die Frage nach der Identität und ihrer Inszenierung – in der Realität oder virtuell – ist ein allgegenwärtiges Anliegen von Jana Müller und Matthew Cowan. Gerade in Zeiten der Pandemie rückt in digitalen Begegnungen der Hintergrund in den Fokus. Es stellt sich die Frage: Welche Bedeutung tragen Hintergründe aus heutiger kultureller Sicht mit einem neuen Verständnis dafür, wie wir uns auf Zoom, Instagram und anderen Formen bildbasierter Medien präsentieren? Die beiden Kunstschaffenden stellen in dieser Ausstellung den Hintergrund in den Vordergrund, um die Mechanismen der Inszenierungen aufzuspüren. Welche Möglichkeiten der Inszenierung eignet sich der Mensch an? Wie (er-)schafft er Identität im Wandel der Zeiten? In der Ausstellung ist der Mensch nur selten zu sehen und dennoch steht er im Fokus der gesamten Show.

Marion Scharmann, 2022

Wiebke Elzel / Jana Müller
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Jana Müller
Koordinaten, 2015
Jana Müller
Inszenierte Fotografie 2002–2011
Jana Müller
Archiv Elzel / Müller seit 2003
Jana Müller
Land I, 2006–2009
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Denkbare Bilder zwischen Gegenwart und Vergangenheit

Im Archiv Elzel/Müller wird dem Vergessen entrissen, was zu verschwinden droht: Kino- und Theatersäle, Heilstätten, Fabriken und manchmal sogar ganze Dörfer. Zersprungenes Fensterglas, losgelöste Tapeten, rostiges Eisen, Moos und hochgewachsenes Gras zeugen davon wie Bauwerke wieder Teil der Landschaft werden, wie sie sich auflösen und verfallen. Wiebke Elzel und Jana Müller dokumentieren diese Orte auf der Suche nach Schauplätzen für ihre inszenierten Fotografien. Katastrophen, politische und ökologische, sind ihr Stoff. Vergleicht man sie aber mit den Fotografien aus dem Archiv Elzel/Müller, überraschen sie durch ihre erhabene Ruhe. Die längst verlassenen Räume, die sie zeigen, tragen Spuren ihrer einstigen Nutzung, nichts jedoch verweist auf die zerstörerischen Folgen einer Katastrophe. Anders die Pressebilder, mit denen sich Wiebke Elzel und Jana Müller im Laufe der Vorbereitung ihrer Arbeiten beschäftigen. 1957 verurteilt Roland Barthes, die im Bildjournalismus vorherrschende Praxis, intellektuelle Auseinandersetzung mit Bildinhalten durch die intentionale Sprache des Schreckens /1 zu vereiteln. Offenbar liegt auch den inszenierten Fotografien von Wiebke Elzel und Jana Müller diese Kritik zugrunde. Um beim Betrachter eine aktive und analytische Deutung zu fördern, sind sie bemüht, ihren Fotografien etwas Befremdliches hinzuzufügen, ihren Leser in ein Erstaunen zu versetzen, das weniger intellektuell als visuell ist, weil es an den Außenflächen des Schauspiels, an seinem optischen Widerstand festhält und ihn nicht sofort zu dessen Bedeutung führt /2. Wenn es in den Fotografien von Wiebke Elzel und Jana Müller der verwirrenden Herausforderungen /3 viele gibt, so dann, weil sie die Illusion einer Erzählung schaffen, sie in Wirklichkeit aber arretieren. An ihre Stelle tritt die Allegorie. Das narrative Geschehen wird in den Inszenierungen von Wiebke Elzel und Jana Müller zu einem emblematischen Augenblick verdichtet. Von dem Ereignis, welches den Künstlerinnen Anlass für ihre Inszenierungen gab, bleibt nichts als ein kulturell signifikantes Zeichen und dessen allegorische Reinterpretation. Die Titel der Bilder bestätigen den Willen, einen Ausdruck zu finden, der eine Vielzahl von möglichen Aktualisierungen zulässt. Dabei erlauben die Bilder auch Assoziationen zu weit zurückliegenden, historischen Ereignissen. Wer denkt nicht an die Französische Revolution, wenn er das Wort Barrikaden hört? So gelingt es den Fotografien von Wiebke Elzel und Jana Müller als Motoren von Erinnerung in einer Lücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu operieren /4.

Christin Krause, 2009

/1 Barthes, Roland, Schockfotos, 1957
/2 ebd.
/3 ebd.
/4 Owens, Craig, Der allegorische Impuls: zu einer Theorie
des Postmodernismus, 1980

Wiebke Elzel www.wiebke-elzel.de und Jana Müller arbeiten seit dem Jahr 2001 kontinuierlich an fotografischen Werkzyklen zusammen.
 

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