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Public Art

acta (Aufzeichnungen)

Jana MüllerJana Müller
Jana Müller – acta (Aufzeichnungen)

Dritter Platz: Nichtoffener und anonymer Kunst am Bau Wettbewerb, Neubau Justizzentrum Greifswald, Unterbringung der Gerichte, Standort Domstraße 6–7, 2021

Auftraggeber: Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt Neubrandenburg
Preisgeld für den 1. Platz: 14.500 Euro
Produktionskosten/Druckkosten wurden vom Auftraggeber übernommen
Standort: Treppenhaus, 9 Einzelflächen jeweils ca. 10 m² - 17 m², Schallabsorber

Der Entwurf acta (Aufzeichnungen) setzt sich in zwei inhaltlichen und visuellen Strängen mit der Geschichte des Ortes auseinander. Er verbindet zum einen historisches Archivmaterial aus dem Landesarchiv Schleswig-Holstein zu der thematisch passenden Biografie von Hans Fallada, der in Greifswald geboren wurde und eine Haftstrafe vor Ort verbüßte, und zum anderen grob verpixeltes Bildmaterial von ehemaligen Asservaten aus Online-Auktionen der Justiz – ein Verweis auf die nicht einsehbare Asservatenkammer im Untergeschoss des Gebäudes.
Das Aufgreifen der historischen Ereignisse zu der zwiespältigen und zeitgleich bemerkenswerten Greifswalder Schriftstellerpersönlichkeit Hans Fallada ist eine direkte künstlerische Spiegelung und Einschreibung auf den heutigen Ort der Rechtsprechung, da sich der Neubau des Justizzentrums auf dem Gelände des ehemaligen, 1992 abgerissenen Gefängnisses befindet, indem Hans Fallada alias Rudolf Ditzen seine 6-monatige Haftstrafe verbracht hat. Fragmente des Wortlautes der wiedergefundenen Akte, die den Fall dokumentiert, sind auf den Leinwänden gut leserlich sichtbar und lassen Zusammenhänge und Fakten erahnen. In Überlagerung dazu verwende ich stark vergrößerte, durch die sichtbare Verpixelung malerisch anmutende Bildschirmfotografien von Gegenständen, die ich in Laufe meiner Recherche auf der online Plattform www.justiz-auktionen.de recherchiert habe. Mehr als um die abgebildeten Motive geht es mir hier um die Praxis des Heranzoomens, im Sinne von näher und genauer untersuchen, und die Fragen nach den Grenzen der Erkenntnis.
Durch die Aufteilung des Entwurfs in zwei farblich gut unterscheidbare Serien wird das Gebäude Teil des Entwurfs. Die Akte als Werkzeug, Dokumentationsmittel und Zeitzeugnis ist dabei für meinen künstlerischen Entwurf von großem Interesse. Im Zusammenhang mit der einzigartigen Geschichte zu Hans Fallada stelle ich mir unter anderem die Frage: Inwieweit sind kriminelle und künstlerische Grenzüberschreitungen vergleichbar?

Design Entwurfsblätter: Daniela Weirich
 

2021

Reflexionen

Jana MüllerJana MüllerJana Müller
Jana Müller – Reflexionen

Entwurf: Nichtoffener Realisierungswettbewerb, Kunst am Bau für die Technische Hochschule Mittelhessen | THM Gießen, 2020

Auftraggeber: Technische Hochschule Mittelhessen Gießen 
Realisierungskosten: 93.000 Euro
Material / Abmessungen: 4 Elemente, Edelstahl, verchromter Edelstahl, ca. 300 x 500 cm

Der Entwurf für die THM Gießen teilt sich in zwei Skulpturen auf. Intensive Recherchen zu den Orten bündelten sich und
werden bei Betrachtung der Skulpturen ablesbar.
Ausgangspunkt für die Form der Skulpturen sind Inspektionsspiegel. Diese Geräte haben die Eigenschaft, durch ihre Teleskopstangen und schwenkbaren Spiegel Dinge sichtbar zu machen, die nur schwer zu sehen sind. Für mich verbinden diese Werkzeuge perfekt die Ingenieurwissenschaften in Praxis und Theorie und meine künstlerische Auseinandersetzung zum Thema. Alle Skulpturen gliedern sich in Teleskopstangen aus silberfarbenem, glänzenden Stahl und hochglanzpolierten Edelstahl auf. Die Teleskopstangen deuten eine mögliche Verlängerung und Erweiterung der Betrachtung an, und die Spiegel werden zu Projektionsflächen mit unterschiedlichen Bedeutungstiefen. Die Spiegel sind teilweise eingefärbt, um in einer abstrakten Form ein Spektrum von unterschiedlichen Perspektivwechseln der Abbilder aufzuzeigen. Verschiedene Lichtsituationen sind für das Kunstwerk eine Bereicherung, da sie durch die optischen Gesetze die Sichtbarkeit des Kunstwerks heterogen darstellen werden. So werden zum Beispiel durch die reflektierenden Strahlen vielfältige Lichtspiele auf den Fassaden der Gebäude und den Skulpturen erzeugt. Bei meinem Entwurf ist es mir wichtig, die Umgebung aus einer unvertrauten, in dem Fall aus einer physikalischen Perspektive wahrzunehmen. Somit kann selbst Bekanntes zu einer neuen Realität werden.
Die glänzenden Flächen der Skulpturen können zum Beispiel das eigene Selbst reflektieren, aber auch Spiegelungen in die Geschichte auslösen oder eine Erinnerung an die eigene Tätigkeit sein. Die Skulpturen eröffnen eine ästhetische sowie künstlerische Dimension und bereichern somit den Campus. Ich würde mich freuen, wenn die Studierenden und Betrachter*innen über die sichtbaren reflektierten Strahlen eigene Reflexionen ableiten können, ganz im Sinne der Bedeutung des Spiegels, der unter anderem Erkenntnis symbolisiert.

Desing Entwurfsblätter: Daniela Weirich

2020

Spiegelungen

Jana Müller – Spiegelungen

Erster Platz: Nichtoffener und anonymer Kunst am Bau Wettbewerb Luise-Henriette-Gymnasium, Berlin-Tempelhof, 2019 | Realisierung 2022

Auftraggeber: Land Berlin vertreten durch das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
Realisierungskosten: 89.100 Euro
Standort: Fensterlose Innenwand der Aula, 6 Segmente je 160 cm x 490 cm, Siebdurck auf Glasscheiben

„Spiegelungen“ - eine Installation: Ausgangspunkt sind historische Fotografien, im Siebdruck auf Glasscheiben gedruckt, die in zwei übereinander liegenden Ebenen
Bezug aufeinander nehmen und in die Wandnischen der Aula montiert sind.
Die Schichtung der beiden übereinandermontierten Scheiben gibt den Bildern der Installation Raumtiefe und eine dreidimensionale Wirkung. Das Hauptmotiv bildet die Aufnahme des nicht mehr bestehenden Festsaals von 1916, sozusagen als direkte Spiegelung zur neu entstehenden Aula. Ein zweites Motiv einer Schülerinnengruppe aus den 1920er Jahren, wird als weitere Ebene hinzugefügt. Sie lachen und schauen in die Kamera, die Blicke der Schülerinnen sind auf den Betrachter gerichtet.
Durch die Spuren der Vergangenheit, die in die Gegenwart hineinragen ist die Aula der perfekte Ort für meine künstlerische Umsetzung, der Ort für individuelle und kollektive Erinnerung und (Re)konstruktion von Geschichte. Meine künstlerische Arbeit soll anregend für Fragen wie zum Beispiel – Für was steht die Schule heute, durch was wird sie geprägt, wie möchten die Schüler*innen Zukunft gestalten und in welchen Formen werden die Entwicklungen und Prozesse sichtbar? – sein.

Desing Entwurfsblätter: Daniela Weirich

2019
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